Die traditionellen Merkmale wie Holzwände und kleine Fenster werden seltener. Die neuen Berghütten in Norwegen setzten stattdessen auf aufregende Designs.
Ein Paradebeispiel für ultramoderne Bergarchitektur ist Skåpet, eine kleine Gruppe ultramoderner Hütten mit Selbstverpflegung. Der Norwegische Wanderverein (DNT) eröffnete sie im Jahr 2016 als Tor zu den Wanderwegen in Frafjordheiene an der Südseite des Lysefjords.
„Die Berge hier sind cool. Ich habe auf dem Weg nach oben einen kleinen Frosch gesehen. Ich musste so laut schreien, dass meine Mutter dachte, ich hätte eine Schlange gesehen“, sagt die neunjährige Rikke Benaglia Petersen mit einem Kichern.
Sie und ihre Mutter Rebecca Benaglia sind in der Küche der Haupthütte in Skåpet und legen afghanisches „Bolani“ (Fladenbrot) in die Pfanne. Ein milder und appetitlicher Geruch nach gebratenem Essen füllt die Kabine. Es ist die erste Station auf ihrer Lysefjord-Rundreise. Auf dieser einwöchigen Reise erlebt man berühmte Sehenswürdigkeiten wie Preikestolen (Felskanzel), Kjerag und die 4444 Stufen von Flørli.
„Wir haben ungefähr eineinhalb Stunden gebraucht, um hier heraufzukommen. Wir haben viele Wanderungen in den Bergen unternommen und finden, dass es Spaß macht“, sagt Rebecca.
Berghütten der Moderne
Im ganzen Land besitzt und betreibt der DNT mehr als 550 Hütten. Die Übernachtungsgäste kommen aus der ganzen Welt. Die DNT-Hütten waren immer von traditioneller Massivholzkonstruktion, kleinen Fenstern und Gras auf dem Dach geprägt. Skåpet gehört jedoch einer neuen Generation von Berghütten an, mit modernem Design, großen Fenstern und eine Außenhaut aus Zinn.
Neben der Haupthütte, die über einen Gemeinschaftsraum, eine Küche und Schlafmöglichkeiten für zwölf Personen verfügt, gibt es auch eine Sauna mit Außendusche, ein Nebengebäude mit Toiletten und sechs kleinere Schlafhütten. Jede der kleinen Hütten ist überraschend geräumig und bietet genug Platz für bis zu fünf Personen. Durch die deckenhohen Fenster genießt man hier Ruhe und Privatsphäre mit Blick auf die Berge.
Architektonische Auferstehung
Alles begann mit dem Wiederaufbau des Hotels Turtagrø in Luster im Jahr 2002 und dem Bau der neuen Lodge Preikestolen fjellstue im Jahr 2008. Das führte zu einer neuen Denkweise beim Bau von Berghütten, sagt der DNT-Outdoor-Life-Adviser Endre Kleiveland.
„Bundesweit haben wir festgestellt, dass die Architektur sowohl für die Aufmerksamkeit als auch für die Anzahl der Besucher der Hütten von Bedeutung ist“, sagt er.
Hinter vielen Berghüttenprojekten steht der DNT und es gibt auch mehrere weitere Mitwirkende, was die Anzahl neuer, von Architekten entworfener Hütten in die Höhe schnellen lässt. Der Drang zu innovativem Denken kommt von jenen, denen die Hütten gehören und die sie betreiben und hat letztendlich dazu beigetragen, andere zu begeistern. Gleichzeitig hat Norwegen „viele gute Architekten, die wissen, dass es die richtige Zeit ist”, sagt Kleiveland.
Die Tungestølen Lodge wurde nach einem Hurrikan im Jahr 2011 wiederaufgebaut. Der Neubau wurde vom Architekturbüro Snøhetta entworfen und im Herbst 2019 eröffnet.
„Unser oberstes Anliegen ist es, dass unsere Architektur den Menschen hilft, hinaus in die Natur zu gehen und sie zu genießen. Die neuen Hütten können auch dazu beitragen, eine zusätzliche Dimension zu schaffen – etwas, das Sie noch nie gesehen haben “, sagt die Senior-Architektin Anne Cecilie Haug von Snøhetta. „Die Natur ist das Wichtigste. Die Architektur soll die Basis bilden und ein spannendes Element der Natur sein. “
Nachhaltiger gedacht
Der DNT will Menschen für Wandern begeistern und gleichzeitig die Natur schützen. Bei neuen Bauprojekten in der norwegischen Natur wird auf die Umwelt geachtet. Energielösungen und Material werden sorgfältig ausgewählt ohne die Funktionalität aus den Augen zu lassen.
„Das sind Strukturen, die eng mit der Natur verbunden sind und die Umgebung berücksichtigen, in der sie sich befinden“, sagt Endre Kleiveland.
Es bleibt natürlich nicht unbemerkt, wenn Berghütten anders aussehen als bisher. Die neuen Designs haben auch Debatten über das Verschwinden des romantischen Bildes ausgelöst, das viele Leute von den norwegischen Bergen haben. Und das ist gut, meint Kleiveland. Sie betont, dass die Berücksichtigung der lokalen Bevölkerung und des nachhaltigen Tourismus sehr ernst genommen werden und dass der Tourismusverband niemals Bauvorhaben initiieren würde, die vor Ort unerwünscht sind.
Viele der neuen Hütten sind bereits zu Ikonen geworden. Die Rabothytta-Hütte an der Nordseite des Okstindbreen-Gletschers in Hemnes in Helgeland ist ein gutes Beispiel dafür. Die DNT-Hütte Nummer 500 ist mittlerweile ein Ort, für den viele die Reise auf sich nehmen.
„Die Hütten sind ein zusätzliches Highlight der Reise und ein weiterer Grund, sich in die Berge zu begeben. Gleichzeitig ist es nicht das Ziel an sich, dass die Hütten innovativ sind. Der DNT wird in Zukunft nicht ausnahmslos solche Hütten bauen“, betont Kleiveland.
Es ist auch wichtig zu vermitteln, dass die Hütten Schutz bieten und die Gäste es dort warm haben und sich darin bei dem oft rauen Klima in Norwegen wohl fühlen. Gleichzeitig muss die Umgebung mit einbezogen werden. Deswegen haben Tungestølen und viele andere neue Hütten große Panoramafenster.
Aber wie Haug sagt: „Die schönsten Bilder der Natur werden immer die sein, die Sie draußen genießen.“
Philosophie der Offenheit
Anne Cecilie Haug sagt auch, dass technologische Entwicklungen es noch einfacher machen, in abgelegenen Gebieten Norwegens mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt zu bauen. Mit anderen Worten, es ist heutzutage einfacher, die Umwelt zu schützen, selbst wenn man abseits der abgetreten Pfade baut.
Der leitenden Architektin macht es Spaß, eine Alternative zu den traditionellen Hütten zu schaffen. Die Idee, dass etwas speziell für einen bestimmten Ort geschaffen wird, sagt ihr zu.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch, dass jeder in den Hütten des Norwegischen Wandervereins willkommen ist.
„Wir bei Snøhetta lieben es, mit der Philosophie zu arbeiten, dass das, was wir schaffen, jedem offensteht und niemand ausgeschlossen ist, egal wer er ist“, sagt Haug.
Panoramablicke
Der Rastplatz und Aussichtspunkt Flye 1389 thront auf dem höchsten Punkt von Valdresflye in den Bergen Jotunheimens.
Das Café bietet einen Panoramablick in alle Richtungen. Genießen Sie einheimische Speisen aus Valdres und Gudbrandsdalen und bewundern Sie dabei die herrliche Aussicht auf mehrere Berggipfel wie Besshøe, Høgdebrotet, Tjønnholstinden und Rasletinden.
Die Straße zum Flye 1389 ist im Winter wegen der dicken Schneedecke gesperrt. In der kalten Jahreszeit verschwindet das Gebäude komplett unter dem Schnee!
Das Café ist rollstuhlgerecht.
Architekturbüro: Knut Hjeltnes sivilarkitekter MNAL AS
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