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Die samische Kofte

Traditionelle Kleidung der Ureinwohner

Kräftige Farben, glänzendes Silber und Rentierleder.

Samen jeden Alters und Geschlechts tragen die traditionelle Tracht, die auf Norwegisch Kofte und auf Nordsamisch Gákti heißt.

Diese Kleidung zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Stilen aus, die je nach Herkunft, Abstammung und Kreativität variieren.

Obwohl die Samen die Kofte heute mit Stolz tragen, war ihre Kultur in der Vergangenheit lange durch eine erzwungene Assimilationspolitik stark bedroht. Dennoch haben sie es geschafft, ihre Traditionen zu bewahren und in die Moderne zu integrieren.

Ein Ausdruck von Identität

Jede traditionelle Kofte wird individuell genäht, die Besitzer können so auch ihre eigene Identität ausdrücken. Obwohl es festgelegte Muster gibt, kann man die Kofte mit verschiedenen Stoffen und Verzierungen noch persönlicher gestalten.

In Norwegen gibt es unzählige Varianten, von denen viele mit einer Region oder einem Ort verbunden sind, darunter die Karasjok-Kofte, die Lyngen-Kofte und die Røros-Kofte.

Der Hauptteil der Kofte ähnelt einer weiten Tunika, die mit einem Gürtel in der Taille getragen wird. Die Tracht wird oft mit einem Seidentuch, silbernen Verzierungen, Seidenschals, Rentierlederhosen, Hüten und Kommager (Schuhen aus Rentierleder) kombiniert.

Früher wurden die Kofte ausschließlich aus Rentierleder und Rentierfell hergestellt, heute werden auch Wolle, Filz und Baumwolle verarbeitet.

Historische Kleidungsstücke werden sogar heute noch an kalten Tagen getragen, darunter Fäustlinge aus Rentierleder, Skaller (Schuhe aus Rentierfell und Rentierleder), Schals und Umhänge aus Wolle sowie der Pesk mit einem darunter getragenen Dork.

Der Pesk ist eine komplette äußere Schicht bzw. Tunika aus Rentierfell, bei der das Fell nach außen gewandt ist. Die Dork wird oft unterhalb getragen – das Fell zeigt nach innen und sorgt so für zusätzliche Wärme.

Die klassischen Farben der Kofte sind Rot, Blau, Grün, Gelb und Schwarz.

Es gibt auch Unterschiede zwischen der männlichen und der weiblichen Kofte. Die Männer-Kofte ist in der Regel kürzer und hat einen größeren Kragen, während der Saum der Damen-Kofte oft kunstvoller verziert ist.

Trotzige Traditionen

Die samische Kofte ist eine lebendige Tradition und hat schon zahlreiche Herausforderungen überstanden. Früher trugen die Samen ihre Kofte täglich, da sie speziell dafür entworfen war, den Witterungsbedingungen zu trotzen.

Doch von 1850 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zwang der norwegische Staat die Ureinwohner zur Assimilation – die Samen sollten zu Norwegern werden.

Der Staat untersagte ihnen, ihre Sprache, ihre Gesangstradition (den Joik), ihre Religion und ihre traditionelle Kleidung weiterzuführen. Die schwerwiegenden Folgen dieser Politik sind bis heute spürbar. Trotz aller Schwierigkeiten in der Vergangenheit sind die Samen heute stolz auf ihr Erbe und die Wiederbelebung der samischen Kultur.

Auch wechselnde Modetrends haben das Design der Kofte über die Jahre beeinflusst.

„Die Nähmaschine hat die Kofte-Designs revolutioniert – früher waren sie viel schlichter“, erklärt Nils-Henrik Sara, ein samischer Rentierzüchter von Sami Siida in Alta.

Viele Menschen nähen ihre Kofte zu Hause selbst. Eine bestimmte Variante lässt dabei besonders viel Raum für Kreativität:

„Die Sommerkofte kann aus jedem Stoff, in jeder erdenklichen Farbe und mit jedem gewünschten Muster gefertigt werden“, sagt Nils-Henrik.

Die samische Kofte wird vor allem zu besonderen Anlässen getragen – etwa bei Hochzeiten, Konfirmationen, dem norwegischen und dem samischen Nationalfeiertag oder bei anderen kulturellen oder politischen Ereignissen. Einige Samen tragen die Tracht auch im Alltag.

Nils-Henrik selbst trägt die Kautokeino-Kofte, die vielleicht bunteste und bekannteste Kofte Norwegens.

Sie ist reich verziert und geht auf alte Traditionen zurück.

Einige der Verzierungen haben zudem eine symbolische Bedeutung, die von anderen interpretiert werden kann.

„In der Region Kautokeino muss man verheiratet sein, um eckige Knöpfe am Gürtel tragen zu dürfen. Davor sind die Knöpfe rund“, erklärt Nils-Henrik.

Die neue Generation

Junge Samen sind tendenziell offener gegenüber dem Aussehen der Kofte.

Eine davon ist die Schauspielerin und Designerin Eirin Roseneng. Sie erfuhr erst mit Anfang 20 über ihre samische Herkunft, als ein Gespräch mit einem lokalen Historiker sie dazu brachte, mehr über ihr eigenes Erbe nachzuforschen.

„Ich habe mich gefragt, wie ich mein samisches Erbe annehmen kann, ohne die Sprache zu kennen. Da wurde mir klar, dass ich dank meiner Nähkenntnisse meine eigene Kofte anfertigen kann“, sagt Eirin.

Ein Verwandter gab ihr ein Nähmuster. Nachdem sie ihre erste Kofte genäht hatte, erhielt Eirin bald Anfragen von ihrer Großmutter, ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester.

Mittlerweile tragen sie stolz ihre samischen Trachten. So kam es, dass Eirin nun auch für Menschen außerhalb ihrer Familie Kofte näht.

Nachdem sie den Dreh raus hatte, experimentierte Eirin mit moderneren Designs und suchte nach Wegen, ihre eigene Persönlichkeit einzubringen.

Eine Melange aus Tradition und Moderne

„Ich verbinde gerne traditionelle Elemente mit modernen Designs, da man so seine Identität und Persönlichkeit im Hier und Jetzt ausdrücken kann“, erklärt Eirin.

Sie wollte einen Weg finden, ihre samische Kultur täglich zu zeigen, ohne dabei immer eine Kofte tragen zu müssen.

„Ich denke, viele können das nachempfinden, denn es gibt bestimmte Erwartungen an das Samischsein. Und es kann einschüchternd sein, zum ersten Mal eine Kofte zu tragen, besonders wenn man die Sprache nicht spricht oder nicht in einer samischen Umgebung aufgewachsen ist.“

Eirin entschied sich, einen samisch inspirierten Kapuzenpullover mit jenen Details zu entwerfen, die man auch auf einer traditionellen Kofte finden kann.

Sie hat großen Respekt vor den traditionellen Mustern und nutzt sie als Inspirationsquelle für ihre modernen Designs.

Es gibt aber auch bestimmte Arten von Kofte, die sie nicht für andere Menschen näht – sie fühlt sich zu unwissend, um ihnen gerecht zu werden.

Der Kapuzenpullover ist nicht ihr einziges Design, sie stellt auch moderne samische Handtaschen her. Dabei verwendet sie authentische Nähmuster, gibt ihnen jedoch mit bunten und alternativen Stoffen einen frischen Touch.

Dies hat auch zu fantasievolleren Versionen der samischen Kofte geführt.

„Ich trage die Kofte so oft wie möglich. Ich finde es toll, wenn ich auf einer Party statt eines glitzernden Tops eine glitzernde Kofte tragen kann. Die Leute finden das cool“, sagt Eirin.

Ihre Entwürfe kommen gut an, sie hat sogar schon Bestellungen aus den USA bekommen.

Generell trägt man nur jene Kofte, die zur eigenen Region oder Abstammung gehört, aber samisch inspirierte Designs wie die von Eirin können von allen getragen werden.

„Die Leute tragen gerne etwas, das mit der samischen Kultur verbunden ist – ohne Angst zu haben, sich wie ein Blender zu fühlen“, sagt Eirin.

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