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Warum Nynorsk?

Oh du liebes Norwegisch – die Sprache ist so schön, dass wir sie doppelt gemoppelt haben!

Norwegen hat zwar nur 5,55 Millionen Einwohner, aber zwei offizielle Schriftsprachen, die jeder lernen muss: Bokmål und Nynorsk – Neunorwegisch. Doch wie ist das passiert? Spoiler-Alarm: Die Dänen und ein leidenschaftlicher Linguist aus Ørsta sind schuld!

Die deutschen Rechtschreibreformen der letzten Jahrzehnte hatten – vorsichtig gesagt – nicht nur Fans. Nun stellen Sie sich aber vor, es gäbe für alles zwei verschiedene Schreibweisen! Das macht doch doppelt so viel Spaß, oder? Tja, das ist eben Norwegisch!

Man kann Norwegisch auf zwei Arten schreiben. Auf der einen Seite gibt es Bokmål, quasi die Cousine aus der Großstadt, die alle kennen: lässig, unkompliziert und immer im Rampenlicht.

Auf der anderen Seite steht Nynorsk, wörtlich „Neunorwegisch“, der etwas geheimnisvolle Cousin aus den Bergen, der die Wildnis mag und an die Dinge lieber traditionell herangeht.

Zusammen machen sie das Norwegische zu einem sprachlichen Familientreffen, bei dem man nie genau weiß, welcher Cousine oder welchem Cousin man begegnen wird.

Nynorsk ist im westlichen Teil des Landes am weitesten verbreitet, Bokmål hingegen im Osten.

Zwei Amtssprachen

In der Schule lernen die Norweger zunächst die von den lokalen Behörden festgelegte Variante (es gibt Hunderte von Dialekten in Norwegen, aber das ist eine andere Familiengeschichte).

Wenn die Kinder älter werden, lernen sie auch die andere Version, da beide Sprachen gleichermaßen als offizielle Schriftsprachen anerkannt sind und einen wichtigen Teil unserer Kultur und den Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis darstellen.

Auf der folgenden Karte sehen Sie, wo die verschiedenen Sprachformen am häufigsten verwendet werden (nøytral bedeutet neutral).

Wozu zwei Sprachen?

Gehen wir dem Rätsel auf den Grund! Beide norwegischen Sprachvarianten haben ihre Wurzeln in der Altnordischen Sprache (auch als „norrønt“ bekannt). Die Sprache wurde während und vor der Wikingerzeit in Skandinavien gesprochen.

Doch 434 Jahre lang, von 1380 bis 1814, waren wir mit den Dänen verbündet und wurden zeitweise von ihnen beherrscht. Das wirkte sich vor allem auf die Schriftsprache, aber auch auf die Sprechweise aus.

Deshalb schrieben wir Norweger um 1800 auf Dänisch!

1814 löste sich Norwegen von Dänemark und gab sich eine eigene Verfassung. Als Teil der neuen Freiheit wollten die Menschen auch eine Schriftsprache, die mehr dem tatsächlichen Sprachgebrauch entsprach.

Mehr als tausend Dialekte

Das war nicht so einfach, wie es klingt. Zwar hat der deutsche Sprachraum mehr Einwohner und selbst den ein oder anderen Dialekt – doch Norwegen ist ein langes, schmales Land mit Tausenden von Tälern, Inseln, Fjorden, Bergen und Städten. Von Fjord zu Fjord sprechen die Menschen daher ganz anders.

Aufgrund geografischer Barrieren, ausländischer Handelspartner und des kommunikativen Austauschs von Einheimischen mit anderen Gruppen haben die Norweger Hunderte Versionen der norwegischen Alltagssprache entwickelt – die als Dialekte bezeichnet werden. Laut Språksamlingene sprechen wir heute noch mehr als 1300 verschiedene Dialekte.

Als die entstehende Nation eine Schriftsprache für alle Dialekte brauchte, war die Herausforderung denkbar groß.

Im Laufe der Jahre wurden etliche Diskussionen geführt und viele verschiedene Lösungen für das Sprachproblem vorgeschlagen.

Die größte Diskussion war, ob man eine neue Sprache schaffen oder die dänische in eine norwegische Sprache umwandeln sollte.

Man konnte sich nicht auf eine einzige Lösung einigen. Schließlich setzten sich zwei Männer mit ihren eigenen Lösungen durch: Ivar Aasen und Knud Knudsen.

Nynorsk in ländlichen Gebieten

Ivar Aasen wurde in Ørsta im Westen des Landes geboren und widmete einen großen Teil seines Lebens der Erforschung der norwegischen Dialekte. Er reiste viel durch Norwegen und sammelte linguistische Daten, um eine standardisierte Landessprache („Landsmaal“) zu schaffen. Diese sollte in den ländlichen Dialekten Norwegens und im Altnordischen verwurzelt sein – und damit nicht in der dänisch geprägten Schriftsprache der Eliten aus den städtischen Gebieten.

Seine bahnbrechenden Werke wie Det Norske Folkesprogs Grammatik (1848) und Ordbog over det Norske Folkesprog (1850) legten den Grundstein für das Landsmaal oder Nynorsk, wie es heute genannt wird.

Aasens Bemühungen förderten in einer Zeit des nationalen Erwachens entscheidend die norwegische kulturelle Identität und die sprachliche Unabhängigkeit. In den Großstädten entstand rund um Nynorsk eine bedeutende Gegenkultur, die sowohl Sprache als auch Kultur (einschließlich Theater, Musik und Literatur) beeinflusste.

Bokmål für die Elite

Zur gleichen Zeit spielte der norwegische Pädagoge und Sprachwissenschaftler Knut Knudsen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Bokmål. Knudsen war mit der Dominanz des Dänischen in der norwegischen Schriftsprache unzufrieden und setzte sich für eine schrittweise Reform der Schriftsprache ein, die das Norwegisch der gebildeten Schichten besser widerspiegeln sollte.

Er führte orthografische und grammatikalische Änderungen ein, die die norwegische Aussprache und den norwegischen Wortschatz in die bestehende dänische Schriftsprache integrierten.

Im Jahr 1885 wurden beide Sprachvarietäten als offizielle norwegische Schriftsprachen anerkannt – und sind es bis heute geblieben!

In den letzten Jahren ging der Gebrauch von Nynorsk in der Schule langsam zurück. Im Jahr 2022 wurde Nynorsk nur noch in 11,6 % der norwegischen Schulen als Hauptsprache gelehrt.

Also, haben Sie Lust, Norwegisch zu lernen?

Viele norwegische Wörter sind einzigartig und finden in keiner anderen Sprache eine genaue Entsprechung.

Schrullige norwegische Wörter

Auch Samisch ist auch eine offizielle Sprache in Norwegen!

Der norwegische Romanautor, Dichter und Dramatiker Jon Fosse schreibt auf Nynorsk.

Er wurde 2023 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet – ein historischer Tag für diese Varietät der Sprache in der Literatur.

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