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Lernen Sie das samische Volk kennen

Uralte Klänge, traditionelles Handwerk und eine langjährige Rentierkultur treffen auf neue Technologien und eine moderne Lebensweise. Hier sind acht faszinierende Fakten über die Kultur und Traditionen der Ureinwohner Norwegens.

1. Nirgends auf der Welt leben so viele Samen wie in Norwegen

Die Gesamtbevölkerung wird auf ungefähr 80.000 geschätzt. Etwa die Hälfte des samischen Volks lebt in Norwegen, die andere Hälfte in Schweden, Finnland und Russland. Die überwiegende Mehrheit der Siedlungen liegt in Nordnorwegen, hauptsächlich in der Provinz Finnmark. Aber auch weiter südlich, bis nach Trøndelag, gibt es samische Gemeinden.

Ihr traditionelles Siedlungsgebiet wird Sápmi genannt. Viele Samen sind allerdings in die Städte Nordnorwegens und in die Oslo Region gezogen. Das samische Volk sichert den Fortbestand seiner Traditionen, indem es diese an die jüngere Generation weitergibt. Dennoch lebt heute kein Same mehr ein völlig traditionelles Leben. Wenn Sie nach Nordnorwegen reisen, können Sie sich am besten ein Bild davon machen. Unternehmen Sie eine Fahrt mit einem Hundeschlitten, campen Sie in einem Lavvu (einem samischen Zelt) unter dem Nordlicht oder begegnen Sie den Rentieren. Einige Samen gewähren Reisenden auch Einblicke in ihr privates Zuhause.

2. Es gibt mehrere samische Festivals

Ein Sami-Festival ist eine gute und zugleich unterhaltsame Gelegenheit, um mehr über die Kultur und Traditionen der nordischen Ureinwohner zu erfahren. Das Riddu Riđđu Festival in Manndalen in Troms zieht jedes Jahr im Juli Künstler und Festivalfans aus aller Welt an. Mit Konzerten unter der Mitternachtssonne, einer breiten Palette an Aktivitäten und einmaliger Verköstigung ist Riddu Riđđu definitiv ein Festival der besonderen Art.

In der samischen Woche in Tromsø wird alles Samische in Verbindung mit ihrem Nationalfeiertag, dem 6. Februar, gefeiert. Versuchen Sie sich beim Rentierrennen, lernen Sie Joik (eine Art Jodeln) oder genießen Sie Konzerte, Vorträge und großzügige Portionen des traditionellen Rentiereintopfs Bidos. Und verpassen Sie nicht die nationale Meisterschaft im Lassowurf, die auf dem Marktplatz stattfindet!

Auch das Osterfestival in Kautokeino ist ein Treffpunkt für samische Kultur. Das Programm ist voll mit Konzerten und Ausstellungen sowie lustigen Aktivitäten wie Schneemobil- und Rentierrennen.

Weitere sehenswerte Festivals sind die Sami Music Week in Alta, das Tana Winter Festival und das Skábma Festival in Lebesby.

3. Das samische Parlament hat die Form eines Lavvus

In den 70er und 80er-Jahren wehrten sich die Samen heftig gegen den Bau eines Wasserkraftwerks im Fluss Altaelva in der Finnmark, was als „Alta-Kontroverse“ bekannt ist. Daraus ging die Wichtigkeit eines samischen Parlaments hervor, das 1989 schließlich eröffnet wurde. Seitdem wählen die norwegischen Samen Vertreter in ein Parlament, das sich ausschließlich mit ihren Anliegen beschäftigen.

Das Parlamentsgebäude befindet sich in Karasjok, der samischen Hauptstadt in Nordnorwegen. Die auffällige Architektur erinnert an ein Lavvu, ein Sami-Zelt, das schon immer ein Symbol der nordischen Nomadenkultur war. Von Montag bis Freitag werden Führungen durch das Parlamentsgebäude angeboten – auf Samisch, Norwegisch und Englisch.

4. Die Samen in Norwegen sprechen fünf verschiedene Sprachen

Weltweit gibt es neun verschiedene samische Sprachen und fünf davon sind in Norwegen in Verwendung. Die drei häufigsten sind Nordsamisch, Lulesamisch und Südsamisch. Aber auch Pitesamisch und Ostsamisch sind in Norwegen im Kommen. Dabei unterscheiden sich die samischen Sprachen stark sowohl vom Norwegischen als auch von einander. Tatsächlich ist keine der samischen Sprachen mit einer skandinavischen verwandt.

Im 20. Jahrhundert war es den Samen in Norwegen weitgehend verboten, ihre eigene Sprache zu sprechen. Es gab strikte Anweisungen sich anzupassen und Norwegisch zu lernen. Deswegen beherrscht heute nur noch weniger als die Hälfte der Samen in Norwegen eine samische Sprache. 1999 erhielt das samische Volk dafür eine offizielle Entschuldigung von der norwegischen Regierung.

5. Die samische Gesangstradition Joik feiert ihr Comeback

Die Samen haben ihre eigene Volksmusik: Joik ist eine der ältesten Liedtraditionen Europas. Der spezielle Gesang hat besondere stimmliche Eigenschaften und gilt als Zeichen der Hingabe zu einer Person, einem Tier oder einem Ort. Joik ist in den Alltag der Samen integriert und wird in vielen Situationen gesungen.

Dass sich die Joik-Tradition bis zum heutigen Tag gehalten hat, ist, angesichts des Drucks auf Anpassung von Seiten der norwegischen Regierung, äußerst bemerkenswert. Joik wurde lange Zeit als Sünde verurteilt und in den 50er-Jahren war es an samischen Schulen sogar verboten, Joik zu singen. Das ist heute zum Glück anders. Wie die samische Sprache, kommt Joik immer mehr zurück. Viele junge Künstler beziehen den Gesang als Element zeitgenössischer Musik in ihrem Stil mit ein. Es wird immer beliebter, Joik mit verschiedenen Musikrichtungen wie Jazz, Metal oder Rock zu kombinieren.

Im Mai 2019 vertrat die norwegisch-samische Band KEiiNO Norwegen beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv. KEiiNO kombiniert Pop, Electronica, Dance und Joik. Ihr Song „Spirit in the Sky“ mischt Englisch und Samisch, Pop und Joik.

Andere norwegische Künstler, die für ihre Interpretationen von Joik berühmt sind, sind Mari Boine, Ann-Mari Andersen, Frode Fjellheim, Ella Marie Hætta Isaksen, Elle Márjá Eira und Marja Mortensson.

6. Der Soundtrack von Frozen beinhaltet samische Klänge

Das Disney-Produktionsteam hinter Frozen (deutscher Titel: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren), darunter der Komponist Christophe Beck, suchte in den nordischen Klängen Inspiration für die Filmmusik. Sie reisten dafür im Jahr 2012 nach Norwegen und fanden Frode Fjellheim, einen Musiker und Komponisten mit samischen Wurzeln. Fjellheim stimmte zu, gemeinsam mit Beck die Musik für den Film zu schreiben. Das Ergebnis heißt „Vuelie“ und ist das Anfangslied des Disney-Films. Es ist eine leicht abgeänderte Version von „Eatnemen Vuelie“ (Lied der Erde), das Fjellheim ursprünglich 1996 schrieb. Natürlich kommt auch Joik darin vor. Fjellheim hatte den traditionellen Gesang als Kind gelernt und wurde später dafür gefeiert, dass er ihn nach Hollywood gebracht hat.

7. In Norwegen leben mehr als 200.000 Rentiere

Rentiere waren schon immer ein zentraler Bestandteil der samischen Kultur. Es gibt fast keinen Teil des Rentiers, den sie nicht verwenden: Fleisch zum Kochen, Fell und Haut als Material für Kleidung und Schuhe und Hörner für alles mögliche, von nützlichen Werkzeugen bis hin zu wundervoller Kunst.

Rentierhaltung ist in Norwegen hauptsächlich in Nordnorwegen, Trøndelag, Møre og Romsdal in Fjord Norwegen und in der Hedmark in Ostnorwegen verbreitet. Heute sind rund 3000 Menschen in der samischen Rentierzucht tätig, davon allein 2200 in der Finnmark. Mit dem Verkauf von Rentierprodukten verdienen die Hirten ihren Lebensunterhalt. Das Fleisch wird in ganz Norwegen verkauft und auch exportiert, und die Haut wird zu Fäustlingen, Schuhen und anderen Lederwaren verarbeitet.

Dass das Rentier auch in der samischen Küche eine zentrale Rolle spielt, liegt dabei wohl auf der Hand. Wenn Sie in die Finnmark reisen, müssen Sie einfach Rentierfleisch probieren, es ist dort die regionale Spezialität. Es kommt in allen erdenklichen Variationen auf den Teller. Das berühmteste samische Gericht ist Bidos,ein Eintopf aus Karotten, Kartoffeln und langsam gegartem Rentierfleisch.

8. Samisches Kunsthandwerk hat einen Namen: Duodji

Die charakteristische samische Kultur drückt sich auf verschiedene Art und Weise aus. Eine davon ist Duodji, das samische Kunsthandwerk. Duodji können Dinge, Kleidung oder Accessoires sein. Sie sind funktional, nützlich und mit künstlerischen Elementen verziert. Obwohl sich die traditionellen Duodji leicht verändert haben, werden viele handwerkliche Traditionen wie Perlenstickerei, Schnürsenkel weben, Holzschnitzerei und Messerherstellung, sorgfältig bewahrt. Heute sehen Sammler aus der ganzen Welt traditionelle Duodji als wertvolle Kunstwerke an.

Eine weitere bestehende Tradition ist die samische Tracht „Kofte“. Heute wird diese meist zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Begräbnissen und anderen kulturellen Veranstaltungen angezogen. Die Farben, Muster und Dekorationen des Kostüms deuten auf die geografische Herkunft ihres Trägers hin. Die traditionellen samischen Farben sind rot, grün, blau und gelb.

Wollen Sie mehr über die samische Kunstszene von heute erfahren? Dann ist das Sami-Zentrum für zeitgenössische Kunst in Karasjok auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Museum ist Schauplatz für Ausstellungen samischer zeitgenössischer Kunst, die von neuen Ausdrucksformen bis hin zu traditionellen Duodji reicht.

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