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SELBUVOTTER

Norwegens berühmteste Fäustlinge

Einst wurden Sie als Symbol des Widerstands in Kriegszeiten verwendet.

Sie wurden von Athleten bei den Olympischen Winterspielen, Arbeitern und so ziemlich jedem getragen – von Norwegern und von Menschen aus aller Welt.

Frauen konnten dank ihnen ihr eigenes Geld verdienen. Dadurch waren die Fäustlinge auch wichtig und ein Daumen-hoch für die Unabhängigkeit von Frauen.

Das Selbu-Muster spielt eine Schlüsselrolle in der norwegischen Geschichte und Tradition.

Reisen wir in das kleine Dorf Selbu in Trøndelag, wo alles begann.

Sie stricken gerne? Dann haben Sie etwas mit den Einwohnern von Selbu gemeinsam! Erfahren Sie die Geschichte hinter den Kult-Fäustlingen aus Selbu.

Lokales Handwerk

Eine Autostunde südöstlich von Trondheim in der Region Trøndelag liegt das idyllische Dorf Selbu.

Bei gerade mal 4000 Einwohnern finden Sie hier zwar keine pulsierende Metropole. Doch Selbu hat reiche Traditionen und gilt als wichtiges Zentrum für das norwegische Kunsthandwerk. Mitten im Dorf finden Sie sogar ein eigenes Heimatzentrum für Handwerkskunst namens Selbu Husflidscentral. Dieses widmet sich der Erhaltung und Verbreitung der lokalen Handwerkskunst, des Wissens und der Traditionen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Technik des zweifädigen Strickens – jener Technik, mit der die berühmten Selbu-Fäustlinge hergestellt werden.

Vom Mühlstein zum Stricken

Das Selbu Husflidscentral befindet sich in denselben Räumlichkeiten wie das Selbu Bygdemuseum (Heimatmuseum), direkt neben der Kirche von Selbu im Zentrum des Dorfes. Das Museum ist in einem wunderschönen ehemaligen Pfarrhaus untergebracht und beherbergt eine riesige Sammlung von Selbu-Fäustlingen, darunter einige der ältesten bekannten Exemplare. Die Ausstellungen erzählen die bewegte Geschichte, wie Selbu von einem Bergbaudorf zu einem Mekka des Strickens wurde.

„Früher war Selbu nur für eine Sache bekannt: die Mühlsteine“, erzählt Annee Grøtte Viken, Geschäftsführerin von Selbu Husflidscentral.

Mühlsteine waren seit dem 16. Jahrhundert und bis etwa zum Beginn des Ersten Weltkriegs Selbus wichtigste Exportgüter. Dann begann Deutschland mit der industriellen Produktion der Steine und die Dorfbewohner mussten einen anderen Weg finden, um Geld zu verdienen. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Stricken von Selbu-Fäustlingen sehr beliebt.

Haute Couture

Das Muster der Selbu-Fäustlinge stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde ursprünglich von einer jungen Frau namens Marit Guldsetbru Emstad entworfen. Angeblich strickte sie schon im Alter von 15 oder 16 Jahren zum ersten Mal das komplizierte doppelfädige Muster mit der berühmten Selburose.

„Sie ließ sich von einer Kopfbedeckung inspirieren, die sie in der Kirche sah“, erklärt Annee.

Als die Mühlstein-Produktion in Selbu eingestellt wurde, wandten sich die Handwerker im Dorf allmählich den Fäustlingen zu. Ein einheimischer Händler (F.R. Birch) verhalf den Fäustlingen zu einem guten Start: Er schickte sie zu nationalen und internationalen Ausstellungen wie der Industrieausstellung in Kristiania (heute Oslo) und der Exposition Universelle in Paris.

Auch Marit Emstad selbst war sich des Potenzials bewusst und beteiligte sich von Anfang an aktiv am Verkauf und der Vermarktung der Fäustlinge. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gründeten die Einheimischen Selbu Husflidscentral und exportierten Selbu-Fäustlinge im großen Stil in die ganze Welt.

„Für die vielen Frauen von Selbu hat das Stricken der Fäustlinge ihre Arbeit in vielerlei Hinsicht zum ersten Mal sichtbar gemacht. Sie konnten dadurch ihre Fähigkeiten und Kreativität unter Beweis stellen und hatten so die Chance, ihr eigenes Geld zu verdienen und ihre Unabhängigkeit zu erlangen“, erklärt Annee.

Ebenfalls beliebt war das Stricken von Pullovern, Socken und anderen Kleidungsstücken mit dem Selbu-Muster.

Fäustlinge für Brot

Mit zunehmender Beliebtheit der Selbu-Fäustlinge begannen immer mehr Selbygger (die Einwohner von Selbu) für Geld zu stricken. In den 1930er und 1940er Jahren verdienten rund 3000 Strickerinnen und Stricker so ihren Lebensunterhalt.

Die Stricker waren schnell, konnten ohne hinzusehen stricken und brauchten schon gar kein Muster zur Orientierung. In den 1930er und 1940er Jahren strickten nicht nur die Frauen Fäustlinge. Sowohl Kinder als auch Männer strickten so viel sie konnten. Auch bei den Pausen von der Waldarbeit sah man die Männer oft beim Stricken.

Das Dorf hatte sogar eine eigene Fäustlingsbörse. Zuerst befand sie sich im örtlichen Lebensmittelgeschäft. Die Stricker konnten dort ihre Fäustlinge für Geld oder Essen eintauschen.

In den 1930er Jahren wurde Selbu Husflidscentral gegründet. Neben dem Erhalt der Fäustlingstradition war die wichtigste Aufgabe die Qualitätssicherung. Selbu Husflidscentral diente damals wie heute als Kontrollstelle.

Für das Stricken von echten Selbu-Fäustlingen gibt es strenge Regeln.

Alle Selbu-Fäustlinge werden mit einem Muster auf der Innenseite und einem anderen Muster auf der Außenseite hergestellt. Das Muster weist auch eine Stolpe auf – ein Muster um den Rand des Fäustlings, wo die Vorderseite auf die Rückseite trifft. Der Daumen ist mit einem Daumenzwickel gestrickt, der auf Norwegisch Kile genannt wird.

Traditionell haben die Männer-Fäustlinge Muster auf den Manschetten, die Frauen-Fäustlinge hingegen Streifen-Variationen.

Obwohl Selbu Husflidscentral die Leute ermutigt, die Fäustlinge in jeder gewünschten Farbe zu stricken, wurde ursprünglich schwarzes und weißes Garn verwendet. Anfangs galt es als bahnbrechend, dass das schöne Selbu-Sternenmuster mit mehr als einer Farbe hergestellt wurde.

Das Garn wurde natürlich aus Wolle von einheimischen Schafen produziert.

Heute gibt es zwei Arten von Garn, die von Selbu Husflidscentral genehmigt sind: Garn vom regionalen Produzenten Selbu Spinneri und Garn von Rauma Garn.

The former is sold at Selbu Husflidscentral's shop, while Rauma yarn is sold online and at numerous knitting and yarn shops across the country.

Interessante Fakten

Hinter den Fäustlingen von Selbu steckt viel Geschichte und Tradition. Hier sind einige faszinierende Fakten.

Ein Widerstandssymbol in Kriegszeiten

Während des Zweiten Weltkriegs waren Selbu-Fäustlinge auch ein Symbol. Die norwegische Widerstandsbewegung trug manchmal Selbu-Fäustlinge, in die das königliche Wappen eingestrickt war.

Ein Weltrekord

Selbu-Fäustlinge haben es in das Guinness-Buch der Rekorde von 2014 geschafft! Der Rekord gilt für die größten gestrickten Fäustlinge der Welt. Jeder Fäustling war 237 Zentimeter lang und 97,5 Zentimeter breit! Für die Herstellung verwendeten 68 Strickerinnen beeindruckende 5,5 Kilo an Garn. Zuerst wurde nur ein Fäustling fertiggestellt. Für den Rekord mussten die Frauen jedoch einen kompletten Satz aus zwei Fäustlingen stricken. Sie können einen der Fäustlinge heute im Norsk Bygdemuseum in Selbu bewundern.

Hochzeitstraditionen

Früher strickten die Frauen von Selbu als Tradition Fäustlinge für ihre Hochzeit! Jeder Mann auf der Gästeliste erhielt sein eigenes Paar Fäustlinge, das entweder von der Braut selbst oder von einem weiblichen Hochzeitsgast gestrickt war. Während der drei- bis fünftägigen Hochzeitsfeier wurden die Fäustlinge auf dem sogenannten „Brautdachboden“ (Brudeloftet) ausgestellt, wo die Hochzeitsgäste das Kunsthandwerk der Frauen aus nächster Nähe betrachten konnten. Wer die schönsten Fäustlinge gestrickt hatte, konnte sich über viel Prestige freuen.

Die alleinstehenden Frauen in der Hochzeitsgesellschaft strickten oft für alleinstehende Männer. Vergessen Sie das Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ – damals hieß das Motto eher: „Verliebt bis in die Fingerspitzen“.

Wolle

Hält immer warm und kommt nie aus der Mode!

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Kunsthandwerk in Norwegen

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