Begleiten Sie den Lokführer und seine Mannschaft bei ihrer Arbeit auf der wunderschönen Strecke der Flåmbahn. Text: Mikael Lunde
„Das war immer meine Beschäftigung nach der Schule. Ich saß hier in der Lok, bis mein Vater mit der Arbeit fertig war“, erzählt Thor Are Mølster. Wir befinden uns in der Lokomotive der Flåmbahn auf ihrem steilen Weg vom Aurlandsfjord bis ins 867 Meter höher gelegene Myrdal.
20 Kilometer mögen nicht lang sein, doch haben sie eine wichtige Funktion – sie verbinden die Fjorde mit der Hauptstrecke der Bergenbahn über die Hochebene.
Malerisch
Hoch über den Gleisen ragen schneebedeckte Gipfel empor, von deren Felswänden spektakuläre Wasserfälle hinabtosen. Sie stürzen in den Fluss, der in rasender Schnelle ins Tal hinab fließt. Es sind die letzten Sommertage. Alles ist noch üppig und grün. Einige der schönsten von Norwegens überwältigenden Fjordlandschaften präsentieren sich uns.
Auch nach 34 Jahren lässt Mølster, der in die Fußstapfen seines Vaters trat, die Schönheit dieser Aussicht nicht kalt.
„Vor allem an klaren Frühlingstagen, wenn auf den Berggipfeln noch richtig viel Schnee liegt, kann ich mir auf der ganzen Welt keinen schöneren Platz vorstellen“, schwärmt er. Sein Schaffner, Knut Erik Seierslund, bestätigt dies. „Ich liebe es! Jeden Tag sehe ich etwas Neues. Und die Aussicht wird mir nie langweilig“, fügt er hinzu. Auch wenn ihm „Ansehen“ allein eigentlich nicht reicht! „Ich war schon auf fast jedem der Gipfel, auf beiden Seiten des Tals.“
Geschichtsträchtig
Die beiden aktiven Bahnen der Flåmbahn befördern Fußgänger, vor allem Touristen, die Berge rauf unter runter und wieder zurück – tagtäglich von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends. Rund 500 Personen passen in einen Zug. Es ist Mitte der Saison, und das heißt, dass fast alle Plätze reserviert sind.
Als Mølsters Vater noch für die Flåmsbana arbeitete – immerhin bis in die 1990er – war das anders. Zu dieser Zeit beförderte die Bahn Waren. Der Bau der Bahn wurde bereits 1908 von der norwegischen Regierung genehmigt – zur selben Zeit, als auch die Strecke der Bergenbahn errichtet wurde, die von Oslo über die Berge verläuft. „Sie wollten die Strecke mit dem Sognefjord verbinden“, erklärt Mølster. Dies stellte sich jedoch als riesige Herausforderung heraus, weshalb der Bau erst 1923 begann.
Straßen gab es zu dieser Zeit nicht. Post, Waren und Baumaterial mussten zum Fjord befördert werden – dem längsten und tiefsten des Landes, der sich von der Westküste mehr als 160 Kilometer ins Binnenland erstreckt.
Unzählige kleine Orte, Dörfer und Städte reihen sich an den Ufern des Fjords auf. Die Flåmbahn war der Schlüssel, um diese mit dem Rest des Landes zu verbinden. Der Bahnhof Flåm befindet sich direkt neben dem Fährhafen. Die Berge, die sich vom Fjord aus erheben, sind unglaublich steil. Obwohl die Flåmbahn die bequemere Strecke durch das Flåm-Tal nimmt, gewinnt sie auf 18 Metern Strecke je einen Meter an Höhe. „Sie gilt deshalb als Meisterwerk der Ingenieurskunst“, sagt der Lokführer. „Heute scheint es vielleicht nicht mehr sowas Besonderes zu sein. Aber früher hatten sie natürlich keine modernen Geräte und das meiste musste von Hand erledigt werden.“
Die Menschen von Sogn sind für ihre Sturheit und Beharrlichkeit bekannt – eine gute Voraussetzung für den Bau eines so imposanten Bauwerks wie die Flåmsbana. 20 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 5,7 Kilometer führen durch die Hügel und Berge. Das ist fast ein Drittel der gesamten Länge der 20 Kilometer langen Strecke.
Lebenslinie
Flåm ist eine landschaftlich reizvolle Gegend mit seiner Lage neben dem weltberühmten Nærøyfjord und idyllischen Dörfern wie Undredal (bekannt für seinen köstlichen Ziegenkäse). Dennoch glaubt Mølster, dass dieser Ort ohne die Eisenbahn nur ein Bruchteil von dem wäre, was er heute ist. „Die Flåmsbana verbindet alles Leben in diesen Gebieten. Ohne sie wäre das Dorf allmählich verschwunden“, sagt er.
Die winzige Stadt ist jedoch weit davon entfernt zu verschwinden und verfügt sogar über einen der aktivsten Kreuzfahrthäfen des Landes, der jedes Jahr Hunderttausende Besucher anzieht. Zudem haben sich erfolgreiche Unternehmen angesiedelt, wie etwa die Kleinbrauerei Ægir, die einige der besten Craft-Biere des Landes herstellt. Ægir hat auch ein eigenes gemütliches Restaurant nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt. Trotz der köstlichen Speisen bleibt die umgebende Landschaft natürlich die Hauptattraktion.
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