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Edvard Munch und die Frauen

Munch war sowohl in seiner Arbeit als auch in seiner zeitgenössischen Wahrnehmung der Gesellschaft ein wahrer Modernist. Er schrieb einmal: „Ich sollte keine Räume mit Männern, die lesen, und Frauen, die stricken, mehr malen. Ich werde lebende Menschen malen, die atmen und fühlen und leiden und lieben.“

Die Frauen, die ihn geformt haben

Edvard Munch war erst fünf Jahre alt, als seine Mutter Laura Munch (1837–1868) an Tuberkulose starb. Ihre Schwester, Edvard Munchs Tante Karen Bjølstad, zog in die Wohnung der Familie Munch in der Hauptstadt Kristiania (heute Oslo), um sich um Edvard und seine vier Geschwister zu kümmern. Zwölf Jahre später, im Jahr 1877 starb Edvards ältere Schwester Sofie ebenfalls an Tuberkulose.

Laura und Edvard Munch

Die Frau, die ihm die Kunst näherbrachte

Munchs Tante Karen, die sich seit dem Tod der Mutter um ihn kümmerte, war selbst eine Künstlerin und machte das Kind Edvard Munch mit der Welt der Kunst bekannt.

Karen Bjølstad

Munchs frühe Kunst handelte teilweise vom plötzlichen Tod seiner Mutter und Schwester. 1885 und im folgenden Jahr malte er die erste Version von Das kranke Kind, das seine ältere Schwester Sofie mit ihrer Tante Karen zeigt.

Weitere Familie

Aber Munch porträtierte auch weibliche Familienmitglieder, die gesund und in Form waren, wie seine jüngere Schwester Inger Munch (1868-1952). Sie gilt als die erste Fotografin, die den acht Kilometer langen Fluss Akerselva, der durch Oslo fließt, auf Bildern dokumentierte.

Im Jahr 1892 stellte Munch das Gemälde Inger in Schwarz und Violett fertig.

Inger in Schwarz und Violett

Die erste Liebe des Künstlers

1885 erlebte Edvard Munch seine erste große Liebe mit Milly Thaulow (1860-1937).

Die Liebesbeziehung dauerte nur einige Monate, aber Munch ging diese Frau auch lange nachdem es vorbei war nicht mehr aus dem Kopf. Thaulow erwiderte seine Gefühle nicht und heiratete einen anderen Mann. Munch war umso enttäuschter, als sie sich viel später scheiden ließ und wieder heiratete, ohne Interesse an ihm zu zeigen. Diese Enttäuschung würde seine Beziehung zu Frauen für den Rest seines Lebens beeinflussen.

Thaulow wurde später bekannt als eine der Ersten, die in Norwegen Zeitungsartikel über Essen und Mode schrieb.

In Munchs Gemälde Tanz des Lebens, an dem er in den Jahren 1899-1900 arbeitete, stellt er Thaulow und sich selbst als Hauptmotiv in einem Eifersuchtsdrama dar.

Tanz des Lebens

Romantik und Dramatik

Um die Jahrhundertwende hatte Munch eine turbulente Liebesbeziehung zu Mathilde „Tulla“ Larsen (1869-1942). Im Spätsommer 1902 fand das allerletzte Treffen in Munchs Haus und Atelier in der kleinen Küstenstadt Åsgårdstrand statt. Ein angeblich unbeabsichtigter Pistolenschuss verletzte Munchs linken Mittelfinger. Weder Larsen noch Munch konnten das Ereignis richtig erklären und die Schuldfrage wurde nie gelöst. Sicher war lediglich, dass Munch für den Rest seines Lebens ohne das äußerste Fingergelenk malen und arbeiten musste.

Auf einem Foto aus dem Jahr 1899 sehen Larsen und Munch wie ein Ehepaar aus. In Wirklichkeit heiratete Munch aber nie.

Tulla Larsen

1905 malte Munch mit Kopf bei Kopf ein Gemälde, das Larsen und ihn darstellt.

Head by head

Die Mädchen seiner Sommerstadt

Die Mädchen auf der Brücke ist ein zentrales Bildmotiv in Munchs Werken. Er schuf insgesamt zwölf Ölgemälde mit dem Motiv der drei Frauen. Das erste Exemplar malte Munch kurz nach der Jahrhundertwende. Es befindet sich heute im Nationalmuseum in Oslo. Es entstand in der kleinen Stadt Åsgårdstrand, wo Munch die Sommermonate verbrachte.

Flirt und Freundschaft

Typisch für Munchs Beziehungen zu Frauen waren kurze, spontane Ersttreffen, gefolgt von einer lebenslangen Faszination, mehr oder weniger von beiden Seiten.

Bestes Beispiel dafür ist Ingse Vibe (1886-1945), die erst 16 Jahre alt war, als sie Munch zum ersten Mal traf. Angeblich geschah es als sie sich 1903 über den Holzzaun seines Hauses in Åsgardstrand beugte. Daraus entstand eine jahrzehntelange Freundschaft, die durch erhaltene Briefe und Postkarten dokumentiert ist. Munch fertigte auch einige Zeichnungen und Bilder von Vibe an.

Ingse Vibe

Eine Postkarte zeigt ein Foto von ihr als Schauspielerin am Nationaltheater in Oslo. Sie schreibt ihm: „Ich wollte dir einen kleinen Gruß schicken und dir zeigen, wie hübsch ich aussehe, wenn ich ein braves Mädchen bin. Deine Ingse.“

Ingse Vibe 1905

Eine andere Postkarte wurde 1907 von Ingse Vibe an Edvard Munch geschickt. Sie zeigt, dass die Idee einer Frau, die einen Anzug trägt und ein Boot steuert, in Norwegen vor mehr als hundert Jahren möglich war.

Ingse Vibe 1907

Madonna und der Meister

Die Brosche ist eine Lithographie aus dem Jahr 1903. Sie stellt die englische Geigerin Eva Mudocci (1883-1953) dar, die Munchs Geliebte war. Das Motiv steht in enger Verbindung zu Munchs Werk Madonna. Mudocci erscheint auch in zwei anderen Arbeiten von Munch aus demselben Jahr: Das Violinkonzert und Salome. Munch sagte, sie hatte „Augen von tausend Jahren“ und schickte ihr einen Brief, in dem er schrieb: „Hier ist der Stein, der von meinem Herzen gefallen ist.“

Die Brosche

„Sie hatte Augen von tausend Jahren“ - Edvard Munch

Die weiblichen Porträts bei Ekely in Oslo

Von 1916 bis zu seinem Tod 1944 lebte und arbeitete Munch in Ekely, einer ehemaligen Gärtnerei in Oslo. Obwohl zahlreiche Frauen sein Haus und Atelier in Ekely besuchten, um sich von ihm porträtieren zu lassen, sind viele dieser Kunstwerke weniger bekannt.

Eines von Munchs Lieblingsmodellen war Birgit Prestøe, die die Rollen des Künstlers und des Aktmodells umkehrte. Sie beschrieb Munch so: „Ich dachte, er wäre entzückend anzusehen, so schön wie ein junger Apoll, weise wie ein alternder Zeus.“ Sie stand für mehrere von Munchs Gemälden Modell und wurde später berühmt, als sie wiederholt in der Öffentlichkeit über ihre Erfahrungen als Modell sprach, einen Beruf, der zu dieser Zeit nicht besonders angesehen war.

Munch malte Birgit Prestøe 1924 und im darauf folgenden Jahr.

Birgit Prestøe

Edvard Munch war sein ganzes Leben lang hin- und hergerissen zwischen seiner Leidenschaft für Frauen und seiner Angst vor Ablehnung. Er hielt die Ehe für unvereinbar mit seinen künstlerischen Ambitionen und blieb unverheiratet, bis er 1944 im Alter von 80 Jahren verstarb.

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