Hylestad Kirche
Die Kirche von Hylestad, dem heutigen Rysstad, wurde 1839 eingeweiht. Sie hat eine oktogonale Ausformung, ein Symbol für den 8. und ewigen Tag mit der Rückkehr Jesu.
Die architektonische Gliederung der Kirche beinhaltet Windfang, Hauptschiff, Sakristei und Chorapsis mit seitlicher Empore. Das Hauptschiff ist in typischer Stabbauweise gebaut während der Turm im Fachwerkbau hergestellt ist.
Die heutige Kirche ist die letzte der insgesamt drei ehemaligen Kirchengebäude in der Gemeinde. Der erste Stabkirchenbau befand sich bei Bjørgum auf der östlichen Seite des Flusses. Von hier stammen die berühmten Hylestad-Portale vom Eingangsbereich des ursprünglichen Gebäudes. Diese befinden sich heute in der Sammlung der Universität Oslo und sind mit ihrer Ausformung eines der bedeutendsten Exemplare mittelalterlichen Kunsthandwerks.
Es gibt zwei Portale. Das bekannteste ist eine figürliche Darstellung einer Sage ähnlich der Nibelungensage. Auf dem rechten Portal sehen wir Sigurd und seinen Schmied Regin bei der Arbeit mit dem Schwert, das den Drachen Fåvne töten soll. Darüber sehen wir deutlich geschildert wie das Schwert sich in die wilde Bestie bohrt. Die Scene auf der linken Seite des Portals zeigt wie das Herz des getöteten Drachens als Mahlzeit zubereitet wird. Sigurd ver-brennt sich und steckt den Finger in den Mund um ihn zu kühlen. Da versteht er plötzlich die Sprache der Vögel in den umliegenden Bäumen, und er versteht das Regin ihn verraten wird um alleine in den Besitz von Fåvnes Gold zu kommen. Sigurd stößt sofort mit seinem Schwert zu und tötet den blutüberströmten Regin. Im oberen Teil des Portals sehen wir einen anderen Teil der Sage: Die herkulesartige Gestalt Gunnar Gjukesson liegt geknebelt in der Schlangengruft und spielt Harfe um die Schlangen zum Einschlafen zu bringen. Obwohl die Symbolik heidnisch ist, kann diese Scene als Kampf der dunklen Mächte mit dem siegenden Christus aufgefasst wer-den. Der heidnische Weltuntergang Ragna-rok wird nun zum christlichen Weltgericht.
Das andere Portal ist ornamental ausgeformt. Die Pflanzen- und Tiermotive führen zurück in die Zeit um das Jahr 1200. Als die Stabkirche in Bjørgum 1664 abgerissen wurde, verwendete man die Portale beim Bau der neuen Kirche an gleicher Stelle. Beim Neubau dieser Kirche im Jahre 1838, wurde die Portale verkauft. Das figurale kam auf den Hof Viki in Valle, das ornamentale auf den Hof Straume. Beide Portale kamen dann einige Jahrzehnte später in die Altertumssammlung der Universität zu Oslo. Heute finden wir eine Kopi dieser Arbeit im Eingangsbereich der Kirche von Rysstad.
Die zweite Kirche von Bjørgum war in Stabbauweise hergestellt. Sowohl wegen ihres schlechten baulichen Zustands und ihres geringen Fassungsvermögens entschied man sich zum Abriss und Neubau auf der verkehrsmässig günstigeren Westseite des Flusses. Anders Torsson Syrtveit und sein Sohn Olav waren die Baumeister. Sogar die Mauer des alten Friedshofs einschliesslich der Pforte wurde beim Bau des neuen Friedhofs benutzt, die Steine wurden einfach im Winter über den zugefrohrenen Fluss transportiert.
Das alte Altarbild der Kirche von Bjørgum wurde auch mitgenommen: Er war aus der Zeit um 1780 und wurde von dem Künstler Ole Chr. Neuwert (1746-1808) aus Kristiansand erstellt. Das zweigeteilte Bild zeigt im unteren Teil eine Scene des letzten Abendmahls, gleich-artige Arbeiten finden wir in den Kirchen von Risør und Dypvåg. Diese Bilder wurden wohl nach der Vorlage eines Kupferstichs von Boëtius von Bolswert gemalt, der wiederum sich von einem Werk des flämischen Malers Rubens aus dem Jahr 1632 beeinflussen ließ. Das obere Bild stellt eine Kreuzigungsscene im Stile van Dycks dar. Die Ausformung der Altartafel trägt mit dazu bei, dem Kirchenraum ein besonderes sakrales Erlebnis zu geben. Der Bildrahmen wurde von Olav T. Berg (1805-1859) geschnitzt und bei der Einweihung der Kirche mit Farben versehen.
Im Kirchenraum finden wir zwei weitere Bilder, ein Geschenk von Aase und Gudbrand Askvig, die vor dem Krieg den Hof Bakken in Bjørgum kauften. Über der Kanzel hängt ein Werk des Italieners Pietro Paolo Vasta (1697-1760) mit einer Schilderung der Scene der Herabnahme Jesu vom Kreuz. Der Sage nach soll das Bild aus dem Besitz von Lord Nelson stammen. Weiter finden wir ein Bild der Gottesmutter mit Kind unbekannten Ursprungs und der italienischen Schule zugerechnet, vermutlich aus der Zeit des späten 17. Jahrhunderts.
Bei dem 100-jährigen Jubiläum der Kirche 1939 schenkten Aase und Gudbrand Askvig der Kirche eine amerikanische Tretorgel. Von nun an folgte der Gesang der Kirchengemeinde dem Innhalt der offiziellen Gesangbücher und nicht den überlieferten und volkstümlichen Psalmen. Der musikalische Ausdruck im Kirchengesang veränderte sich. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1991 und wurde von den Gebrüdern Thorkildsen gebaut. Sie verfügt über 11 Stimmen, verteilt über ein Manual und Pedal.
Vor der Kirche befindet sich ein Mahnmal der Widerstandskämpfer Bjørgulv (1901-1944) und Sigurd (1917-1945) Rysstad, die ihr Leben in deutscher Gefangenschaft lassen mussten.
Frei | undefined * | Eintritt |
* Preise ab |
Quelle: Setesdal
Hylestad Kirche