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Stabkirchen in Norwegen

900 Jahre alte Zeitzeugen – aus Holz geschnitzt.

Kein Wunder, dass diese mythischen Kirchen die Menschen weiterhin faszinieren.

Stellen Sie sich vor, wie lange es gedauert hat, all diese kunstvollen Details zu schnitzen.

Atmen Sie den Geruch von geteertem Holz ein und suchen Sie nach Zeichen der nordischen Götter. Diese alten Götter koexistierten in den ältesten Kirchen oft mit dem christlichen Gott.

Einst standen in Norwegen mehr als 1300 dieser Wunderbauwerke. Leider verschwanden sie nach und nach und wurden durch wärmere, größere und modernere Kirchen ersetzt.

Doch dank eines leidenschaftlichen Künstlers wurden die letzten 28 Kirchen in letzter Sekunde gerettet.

Die norwegischen Stabkirchen sind die ältesten erhaltenen Holzkirchen des Christentums. Meistens waren sie recht schlicht, doch einige erhaltene Exemplare beeindrucken mit kunstvollem Design und komplexen Schnitzereien.

Das Erbe der Wikinger

Während des Mittelalters wurden in vielen Teilen Europas riesige Kathedralen aus Stein errichtet. In Norwegen wurde eine ähnliche Technik zum Bauen mit Holz verwendet, wenn auch in viel kleinerem Maßstab.

Die hölzernen Türen und Kreuzblumen sind oft mit wunderschönen Schnitzereien verziert. Zu den Verzierungen gehören eine faszinierende Kombination aus christlichen Motiven und  – wie allgemein angenommen – heidnischen Wikingerthemen, darunter Tiere und Drachen.

Dass die Methode des Holzbaus und die Tradition der Holzschnitzerei immer weiterentwickelt wurde, haben wir den Wikingern und ihrem Interesse am Boots- und Hausbau zu verdanken! Diese hervorragende Arbeit gipfelte im Bau der Stabkirchen.

Es gibt unterschiedliche Arten von Stabkirchen. Sie alle haben jedoch etwas gemeinsam: die Eckmasten („Stäbe“) und ein Balkengerüst mit auf Schwellen ruhenden Wandbohlen. Diese Wände nennt man auch Stabwände – daher der Name Stabkirche.

Heute gibt es Gründe zur Annahme, dass viele Stabkirchen auf heiligem nordischen Boden errichtet wurden. In alten Zeiten gab es für die nordische Religion kein Gotteshaus. Sie wurde im Freien in heiligen Hainen, an einem Altar oder in einem heidnischen Huf (einem Heidentempel, auch Hov genannt) ausgeübt. Der Huf war oft das große Zimmer oder die Halle des reichsten Bauern im Dorf.

Wo findet man die Stabkirchen?

Einst über ganz Norwegen verteilt, sind heute nur noch 28 kleine und große Stabkirchen mehr oder weniger gut erhalten.

Am besten erhalten ist die Stabkirche Borgund in Lærdal in Fjord Norwegen. Sie können aber auch andere schöne und kunstvolle Stabkirchen besuchen, darunter die größte noch erhaltene Stabkirche in Heddal in der Telemark, die rekonstruierte Stabkirche in Fantoft in Bergen und die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Stabkirche Urnes in Luster.

Eine Stabkirche aus Gol wurde in das Norwegische Museum für Kulturgeschichte in Bygdøy in Oslo verlegt. Heute können sie diese restaurierte Stabkirche in ihrer vermuteten ursprünglichen Form bewundern. Auch im Freilichtmuseum Maihaugen in Lillehammer können Sie eine kleine Stabkirche besichtigen, die einst in Garmo stand.

Es gibt noch weitere Kirchen, die im Laufe der Jahre in eine neue Heimat gebracht wurden.

Das Ende der Stabkirchen

Stabkirchen wurden nicht immer so geschätzt wie heute. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die meisten Stabkirchen verschwunden. Im Jahre 1851 legte ein neues Gesetz fest, dass alle Kirchen genügend Platz bieten müssen, um mindestens 30 Prozent der örtlichen Bevölkerung aufzunehmen. Durch das schnelle Bevölkerungswachstum wurden viele der letzten verbliebenen Stabkirchen zu klein. Neue, wärmere und hellere Kirchen wurden gebaut, die auch bei der Bevölkerung besser ankamen als die oft kalten und dunklen Stabkirchen.

Dies führte zwischen 1851 und 1890 zum Abriss und zum Verkauf vieler Stabkirchen. Das massive Holz wurde oft in anderen Gebäuden wiederverwendet. Doch zum Glück erkannten einige Leute den Wert dieser alten Stabkirchen und setzten sich für deren Erhalt ein.

Beschützer der Vang-Kirche

Eine der geretteten Kirchen war die wunderschöne Vang-Kirche – die weltweit meistbesuchte Stabkirche. Komischerweise steht diese norwegische Kirche aber gar nicht mehr in Norwegen, sondern in Polen!

Der Held dieser Geschichte ist Johan Christian Clausen Dahl. Der Maler aus Bergen war Norwegens erster Professor für Kunstgeschichte. Er war eine zentrale Figur bei der Gründung des Fortidsminneforeningen (Verein für den Erhalt kulturhistorischer Denkmäler) und spielte eine große Rolle bei der Erhaltung von Stabkirchen. Dahls einflussreicher Artikel über die Einzigartigkeit und den Ursprung der Stabkirchen und ihre „wild fantastischen Formen“ trug dazu bei, die letzten verbliebenen Kirchen zu retten. Außerdem präsentierte er europäischen Kunsthistorikern die Geschichte dieser einzigartigen Gebäude.

Dahl erstand die Kirche von Vang schließlich bei einer Auktion und überzeugte den König von Preußen, die Kirche nach Berlin zu verlegen. Das Gebäude wurde Stück für Stück abgebaut und mit Pferden, Schlitten und Schiffen in den Süden transportiert. Ein Jahr später forderte der König den Wiederaufbau der Kirche in der heutigen Stadt Karpacz am Riesengebirge (polnisches Niederschlesien).

Die Kirche hat dabei zwar einen Teil ihres norwegischen Erbes verloren, doch eines ist sicher: Wenn Dahl sie damals Zeit nicht gekauft hätte, wäre sie für immer verloren gegangen.

Für die Öffentlichkeit zugänglich

Heute gibt es noch 28 historische Stabkirchen. Wie Sie auf der Karte sehen können, befinden sich die meisten Kirchen im Landesinneren Ostnorwegens und in Fjord Norwegen.

Viele sind nur während der Sommersaison für die Öffentlichkeit zugänglich, einige heißen Besucher aber das ganze Jahr über willkommen.

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